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Kinder zweiter Klasse? Ein Blick auf die Chancengerechtigkeit in M-V - Fachtagung für frühkindliche Bildung in Linstow

Am 28. Februar 2019 fand der Fachtag für frühkindliche Bildung unter dem Motto: „Kinder zweiter Klasse? Ein kritischer Blick auf Chancengerechtigkeit in M-V!“ statt. Mit diesem Thema haben die beiden Organisatoren – der AWO Landesverband M-V und der DRK-Landesverband M-V offensichtlich einen Nerv getroffen: Etwa 165 Gäste, darunter Kita-LeiterInnen, ElternvertreterInnen, interessierte Eltern, aber auch Vertreter aus der Politik, folgten der Einladung nach Linstow.

Die Schlüsselfrage Im Mittelpunkt stand die Frage, ob der in Mecklenburg-Vorpommern gültige Personalschlüssel bei der Kinderbetreuung dem Kindeswohl diene. Gemessen an den anderen Bundesländern, würde Mecklenburg-Vorpommern hier einen der letzten Plätze belegen: Eine Erzieherin ist so für bis zu 15 Kinder verantwortlich. In den Betreuungsschlüssel sind Zeiten wie Urlaub, Krankheit oder Weiterbildung nicht mit einberechnet. Eigentlich sollen die Kinder das Tempo vorgeben - da waren sich alle einig. Doch die dünne Personaldecke erfordere oftmals, dass die Kinder sich den Strukturen der Einrichtung und somit dem Tempo der Erwachsenen anpassen müssen. Man müsse dann halt sehr effizient und zeitökonomisch agieren - nicht immer zum Wohl der Kinder. Unter diesem Zustand leiden alle: Die Kinder, die sich mehr Zeit wünschen und auch die ErzieherInnen, die auch Kindernöten, -ängsten und -freuden mehr Raum geben möchten. AWO und DRK - vereint für bessere Kinderbetreuung in M-V DRK und AWO setzen sich für eine höhere Qualität in den Kindereinrichtungen in M-V ein: Dr. Barner-Brockmann, Referentin des Bereichs Kinder-, Jugend- und Familienhilfe beim DRK- Landesverband M-V, betont, dass die Beitragsfreiheit ein guter und wichtiger Schritt sei. Nun gelte es, auch an den Qualitätsstandards zu arbeiten. Die Qualität der Betreuung hänge ganz maßgeblich von der Erzieher-Kind-Relation ab. Eine qualitativ hochwertige Betreuung umfasse so individuelles Eingehen auf die Probleme und Sorgen der Kinder, eine individuelle Förderung und Betreuung in Kleingruppen. Das Wohlbefinden der Kinder leidet, wenn zu viele Kinder von zu wenigen ErzieherInnen betreut werden. Gemeinsam stark für unsere Kinder - auch aus diesem Grund haben sich die beiden Träger für ein gemeinsames Handeln entschieden. Kinder erstklassig - Kinderbetreuung abgeschlagen Natürlich seien die Kinder erstklassig, immerhin seien es ja unsere - mit diesen Worten begrüßte Werner Kuhn, Präsident des DRK-Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern, die Gäste. Doch eine verlässliche und qualitativ hochwertige Kita-Betreuung sei auch für ihn als mehrfachen Opa ein Thema und für diese müsse man sich einsetzen. Dr. Ilse Wehrmann, Sachverständige für Frühpädagogik, gab in ihrem Vortrag einen bundesweiten Vergleich über die Rahmenbedingungen der Kitas. Die Kitas Deutschlands, so Wehrmann, besäßen weltweit einen guten Ruf. Diesen Ruf gelte es zu verteidigen. Nikolaus Voss, Ministerium für Soziales, Integration und Gleichstellung des Landes Mecklenburg-Vorpommern, betonte, dass frühkindliche Bildung eine Daueraufgabe sei. Frau Lehm, Referentin vom AWO-Landesverband, ging in ihrem Vortrag auf die UN-Kinderrechtskonvention ein: Jedes Kind habe den Anspruch auf eine bestmögliche Förderung und diese Forderung gelte auch für die Kinder in Mecklenburg-Vorpommern. Wege in die Zukunft Im Anschluss wurde in verschiedenen Worldcafés diskutiert und ein gemeinsamer Forderungskatalog erarbeitet.
Die TeilnehmerInnen diskutierten Fragestellungen wie zum Beispiel:
  • Was heißt Qualität aus Kindersicht?
  • Wie sinnvoll sind Förderprogramme?
  • Wie soll die Kita von morgen aussehen?
  • Ist mit dem aus den 1990er Jahren berechneten Personalschlüssel das Kindeswohl noch gesichert?
Die Ergebnisse wurden zusammengetragen und aus diesen ein Forderungskatalog erstellt. Die Forderungen werden an die Landesparteien des Landes Mecklenburg-Vorpommern weitergeleitet:
  • Gewährung eines auskömmlichen Personalschlüssels
  • sofortige Erhöhung der Ausbildungsplatzkapazitäten auch in der klassischen Erzieherausbildung
  • Transparenz in der Berechnung des Personalschlüssels
  • Regelung zur praxisorientierten Ausbildung
  • Berücksichtigung von Freiwilligendienstlern in den Kostensatzverhandlungen.
Gleichzeitig wurden alle interessierten PolitikerInnen am 18. März 2019 zu einem Praxistag in einer Kita eingeladen. Kinder an die Macht Natürlich waren auch die, um die es eigentlich ging, vor Ort: Unsere Kinderreporter, Hortkinder aus dem DRK-Hort "Stelzenvilla" stellten vor Ort ihre Fragen. Zum Ende der Veranstaltung fassten sie ihre Ergebnisse zusammen: Alle befragten ErzieherInnen liebten ihren Beruf, viele jedoch litten unter dem Zeitmangel und unter dem immer größer werdenden Aufgabenspektrum. Link zum Video von den kleinen Reportern auf dem Fachtag:https://www.facebook.com/DRKguestrow/videos/322181758430152/ Pressekontakt Manuela Hamann
Leiterin Öffentlichkeitsarbeit
Kreisverband Güstrow e.V.
Hagemeisterstraße 5
18273 Güstrow
E-Mail: m.hamann(at)drk-guestrow(dot)de
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